Widmanns Streichquartettzyklus 1-5 mit öffentlichen Proben
Die ersten fünf Streichquartette Widmanns, die das Rückgrat des Programms darstellen, bilden ebenfalls einen kleinen Kosmos für sich. Sie werden in öffentlich zugänglichen Proben (s. Kalender) und in Anwesenheit des Komponisten durch fünf junge Ensembles einstudiert und zum Schluss als Zyklus aufgeführt – ganz so, wie sie auch kompositorisch angedacht sind. Es gehört zum Kosmos Jörg Widmanns unabdingbar dazu, dass der musikalische Entstehungsprozess durch die Nähe zwischen KünstlerInnen und Publikum erlebbar wird und der musikalische Nachwuchs eingebunden ist. Der im Laufe der Jahre immer deutlicher hervortretende Werkstattcharakter des Festivals wird hier intensiv verwirklicht.
Vom Urklang, Klang-Raum und Raumklang
Ein programmatischer Geniestreich ist das Konzert, das von Sarah Aristidou (Sopran) und Daniel Gerzenberg (Klavier) – von ihnen stammt die Programmidee – und Jörg Widmann an der Klarinette bestritten wird und unter dem Motto »Enigma« (Geheimnis, Rätsel) steht. Wo gibt es das schon, dass Werke von Sergej Rachmaninow, Franz Schubert, Olivier Messiaen, Hugo Wolf, Maurice Ravel, Jörg Widmann und des Zyprioten Andreas Tsiartas nebst einer Improvisation über jiddische Volkspoesie durch einen roten Faden miteinander verbunden sind? Der Faden heißt »Urklang « und bezieht sich auf Schrei und Atemgeräusch, Geburt und Tod, Beginn und Ende des menschlichen Lebens.
Und neue Konzertformate dürfen nicht fehlen. So entsteht die Erstaufführung des Projekts »#Takeoff« durch zwei Künstlerkollektive im neuen Spielort Dezernat 16: eine genreübergreifende Klang-Raum- Komposition mit Videokunst und klassischem Musikmaterial wie Alexander Skrjabins »Prometheus-Akkord« als Ausgangsmaterial.
Auch die Komposition »…selig sind…«, eine musikalische Meditation in 14 Stationen des 1964 geborenen und mit Jörg Widmann befreundeten Komponisten Mark Andre über die Bergpredigt, ermöglicht neue Höreindrücke: Widmann ist hier als Solist mit Live-Elektronik aus dem SWR Experimentalstudio im Raum zu erleben. Kammermusik im erlesenen Kreis der Wegbegleiter und Freunde wie Pierre- Laurent Aimard oder Maximilian Hornung runden den facettenreichen und intensiven »Kosmos« ab.