Alaverdi
Glückliches Georgien: Als Gott nach dem Schöpfungsakt die Völker zu sich lud, um ihnen ihr Gebiet zuzuweisen, da verspäteten sich die Menschen aus dem Landstrich zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer – weil sie so ausgelassen getrunken und gefeiert hatten. Als der Herr dann jedoch erfuhr, dass das Fest zu seinen Ehren abgehalten wurde, teilte er dem georgischen Volk jenen Flecken Erde zu, den er eigentlich für sich selbst vorgesehen hatte. So zumindest will es die populäre Legende. Mehr als 8000 Jahre reicht der Weinbau in Georgien zurück, und bis heute gilt das kleine Land als Hort der Gastfreundschaft und feuchtfröhlichen Geselligkeit. Die typischen, als „Supra“ bezeichneten Bankette folgen strikten Ritualen: Ein „Tamada“, der Tischmeister, wacht darüber, dass kein Tropfen Alkohol konsumiert wird, ohne dass zuvor ein rhetorisch geschliffener Trinkspruch ausgebracht wird. Mit dem Wort „Alaverdi“ reicht man ein archaisches Trinkhorn im Kreis herum. Wer es in Händen hält, gibt das Thema des nächsten Toasts vor. Mikhail Timoshenko, der Bariton aus dem äußersten Süden Russlands, und die bulgarische Pianistin Elitsa Desseva machen den georgischen Tischgebrauch nun zur Leitschnur eines unterhaltsamen Liederabends: Jeder Trinkspruch schlägt ein neues Kapitel auf. In russischen und georgischen Gesängen, in Vertonungen aus „Des Knaben Wunderhorn“ sowie Kompositionen von Viktor Ullmann, Samuel Barber, Georg Kreisler und anderen kommen Themen wie „Friede“, „Freundschaft“ oder „Jugend“ zur Sprache.
Spieldauer: ca. 70 Minuten ohne Pause