Tae Hwan Yun. Matthias Alteheld
Dichterliebe: von Heine inspiriert

Heinrich Heine ist bis heute einer der meistvertonten Dichter. Der Tenor Tae Hwan Yun, Gewinner des Heidelberger Frühling Wettbewerbs „Das Lied“ 2023, geht dieser womöglich ambivalenten Faszination auf den Grund mit einem reinen Heine-Programm, das er chronologisch rückwärts denkt.

Den Auftakt bildet eine Auswahl aus dem Heine-Zyklus von Wilhelm Killmayer. Der 2017 verstorbene Münchener Komponist gilt als stilistischer Außenseiter. Einflüsse Igor Strawinskys und seines Lehrers Carl Orff sind zwar spürbar, ebenso aber seine Auseinandersetzung mit Robert Schumann. Dessen „Dichterliebe“ bildet das gewichtige Finale des Abends. Schumanns Heine-Vertonungen sind oft als produktive Missverständnisse gehört worden, wie etwa Dietrich Fischer-Dieskau in seinem Schumann-Buch schreibt: „Aber er [Schumann] legte häufig die ganze Tiefe seines Empfindens in leichtgewichtige Texte und gab ihnen auf diese Weise ein Gepräge, das Heine vielleicht belächelt hätte”. Das Klischee, Heines Lyrik sei ironisch, und Schumann habe entweder Heine missverstanden oder einfach nicht ironisch sein wollen, hat sich mittlerweile überlebt. Zumal Schumanns „Dichterliebe“ Heines Ironie eben keineswegs ignoriert. Wenn er etwa bei „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ Heines Spott mit dem frechen Sound eines Bänkelsängers pariert.

Im Zentrum des Abends steht ein frühes jener Lieder-„Bouquets“, die Brahms großen Liedzyklen vorzuziehen pflegte: Die Sechs Gesänge op. 3 vertonen neben zwei Gedichten von Joseph von Eichendorff auch Werke von Dichtern aus der zweiten Reihe wie Robert Reinick und Friedrich von Bodenstedt, die heute nahezu vergessen sind.

Konzert ohne Pause


Tae Hwan Yun

Tenor (Gewinner Heidelberger Frühling Wettbewerb „Das Lied“ 2023)

Matthias Alteheld

Klavier


Wilhelm Killmayer
Auswahl aus den Heine-Liedern Teil I und III

Johannes Brahms
Sechs Gesänge op. 3

Robert Schumann
Dichterliebe op. 48