Sarah Maria Sun. Kilian Herold. Jan Philip Schulze
Schon Mozart wusste, dass die Klarinette das Instrument ist, „das der menschlichen Stimme am nächsten ist“, und komponierte hinreißende Duette für Stimme und Klarinette
für die Rolle des Sextus im „Titus“. Franz Schubert hat dieser musikalischen Wahlverwandtschaft eine seiner außergewöhnlichsten Kompositionen gewidmet, sein Marathon-Lied „Der Hirt auf dem Felsen“, das im langsamen Teil beim Blick ins Tal in einem die Zeit anhaltenden Caspar-David-Friedrich-Moment verweilt. Der schnelle Teil dagegen, der an die Stretta einer italienischen Opernarie erinnert, ist eine als Lied getarnte Konzertarie.
Die Sopranistin und Performerin Sarah Maria Sun, die in ihren Liederabenden „immer ein explosives, überreiches Erlebnis an verschiedenen Energien, Stilen, Assoziationsmöglichkeiten“ anbieten will, setzt mit ihren Mitstreitern Schuberts ikonische Komposition an den Anfang ihres Kontrastprogramms. Auf Schuberts süßen Naturlaut folgt lässig-sehnsüchtiger Gershwin-Jazz, dann „What a movie!“ aus der Kurzoper „Trouble in Tahiti“ von Leonard Bernstein, ein furioses Solo, das in die Abgründe einer gutsituierten bürgerlichen Ehe blickt.
Im Zentrum des Programms stehen als Ode an den Festival-Fixstern Brahms drei Bearbeitungen aus seinen wunderbaren Liebeslieder-Walzern, die sowohl in chorischer als auch solistischer Quartett-Besetzung außerordentlich populär sind. Die Programmfolge bewegt sich über Gustav Mahler in Siebenmeilenstiefeln Richtung Gegenwart und endet bei dem griechischen Komponisten Georges Aperghis und György Ligeti. Explosives Erleben garantiert!
Konzert mit Pause