Josefine Göhmann & Mario Häring
Unschuld oder weibliches Heldentum? Verführerin oder Leidende? Im multimedialen Liederabend durchstreifen Sopranistin Josefine Göhmann und Pianist Mario Häring die Räume eines imaginären Museums, in denen die musikalischen Darstellungen von Frauenbildern zu sehen sind – von der Jungfrau bis zur Heroine. Sie dienen als kulturhistorischer und ästhetischer Ausgangspunkt für einen aktuellen Diskurs: auch heute, starke hundert Jahre nachdem die Frauen in Deutschland das Wahlrecht erringen konnten, entsprechen weibliche Rollentypen vielfach noch immer von Männern geprägten Klischees. In ihrem Rundgang treffen Göhmann und Häring auf männliche Komponisten und Textdichter. Neben einem Lied von Lili Boulanger, der 1918 mit nur 24 Jahren verstorbenen französischen Meisterin, stehen jedoch auch zwei jüngere Kolleginnen auf dem Programm. Feliz Anne Reyes Macahis, die von den Philippinen stammende Komponistin, und die Japanerin Aya Yoshida haben ihre Lieder für Solo-Stimme eigens für Josefine Göhmann geschrieben. Natürlich geht es auch um Erotik, und natürlich schillern Texte und Töne in anspielungsreicher Vieldeutigkeit. Das Schöne dabei: Frau darf nun tatsächlich wählen – sie ist aufgerufen, wechselweise spielerisch, ironisierend, persiflierend oder auch mit persönlicher Identifikation auf die Stilisierungen im Lied zu reagieren.
Das Konzert sollte ursprünglich im Liedfestival „Neuland.Lied" im Juni stattfinden, wurde aber aus organisatorischen Gründen in den Herbst verschoben.