Was ist das Liedzentrum?

Das Lied gehört zur Heidelberger DNA. Die berühmteste und umfangreichste Liederhandschrift des Mittelalters, der von 1300 an entstandene „Codex Manesse“, wird hier aufbewahrt. Anfang des 19. Jahrhunderts legten Clemens Brentano und Achim von Arnim in Heidelberg ihre Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn” an. Komponisten der Romantik wie Robert Schumann und Johannes Brahms und Dichter wie Friedrich Hölderlin und Joseph von Eichendorff ließen sich von der Stadt und ihrer Atmosphäre inspirieren.

Um das Erbe des Liedes zu pflegen und seine Erneuerung auf exzellentem Niveau zu sichern, hat der Heidelberger Frühling 2016 das Liedzentrum gegründet. Es bietet den idealen Rahmen für die kreative und innovative Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Lied“ in all seinen Manifestationen. Es schafft einen Schutzraum forschend-experimentellen Schaffens: Künstlerinnen und Künstler sollen in die Lage versetzt werden, sich unbeeinträchtigt vom Druck von Terminvorgaben, ökonomischen Notwendigkeiten oder unmittelbarem Erfolgszwang auf ihre Projekte zu konzentrieren.

Im freien, interdisziplinären Austausch sollen sich Liedformen unterschiedlicher Traditionen und Kulturen wechselseitig inspirieren und ihre Potenziale aufschließen. Das Zusammenspiel dieser Angebote macht das Zentrum zu einer Stätte, an der exemplarische Lied-Produktionen konzipiert, erprobt und an die Öffentlichkeit gebracht werden können. Von in Heidelberg erarbeiteten und aufgeführten Lied-Formaten sollen wesentliche Impulse für die Weiterentwicklung des Genres ausgehen

Unter dem Dach des Liedzentrums vereinen sich die ganzjährige Liedakademie unter der Künstlerischen Leitung von Thomas Hampson, der von Thomas Quasthoff gegründete und biennal stattfindende internationalen Wettbewerb „Das Lied“ und seit 2022 ein neues Liedfestival. Darüber hinaus setzt das Liedzentrum weitere künstlerische Projekte um wie die interdisziplinären Lied.LABS, die Kurzfilme von „Lied me!” oder die CD-Veröffentlichung „Schumann – Alle Lieder” mit Christian Gerhaher und Gerold Huber.

Im Verbund mit einflussreichen Individuen und Institutionen arbeitet das Liedzentrum am Aufbau eines internationalen Liednetzwerkes, das den kooperativen und kollaborativen Geist des Liedzentrums spiegelt. Der enge Austausch zwischen all denen, die sich von verschiedenen Seiten aus für das Lied einsetzen, soll dem Genre Geltung in der Öffentlichkeit verschaffen, er wird Impulse für künstlerisch-ästhetische Entwicklungen geben und der Förderung zu mehr Wirksamkeit verhelfen. Nicht zuletzt kann er dazu beitragen, ein möglichst vielfältiges Publikum für das Lied zu interessieren.

Zu den Netzwerkpartner zählen der Bayerische Rundfunk, Franz Schubert und die Musik der Moderne Graz, Hampsong Foundation, Hidalgo München, Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart, Oxford Lieder Festival, Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V., Pierre Boulez Saal Berlin, Robert-Schumann-Forschungsstelle e.V., Sony Classical, Schubertiade Vilabertran, Wigmore Hall London und Der Zwerg Das Kunstlied Festival.